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»IM KOPF FIT BLEIBEN«

natürlich HAMM Sommer 2022 – Seite 28

Rubrik: natürlich DIGITAL

Autor: Lukas Rummeny

ZWEI APPS FÜR DIE MENTALE FITNESS IM TEST

Die Menschen werden immer älter. Dass ein hohes Alter aber nicht nur ein Segen ist, beweisen die vielen kleinen Beschwerden, die man früher nicht kannte. Gedächtnisprobleme sind so welche. Es lässt sich, wenn auch ein wenig reduziert, festhalten, dass, je älter wir werden, desto mehr unser Gedächtnis nachlässt. Diese Entwicklung lässt sich nicht aufhalten, aber möglichst lange hinauszögern. Eine Möglichkeit dazu bieten kostenfreie Apps für mobile Endgeräte. Wir haben zwei beliebte Apps getestet.

Ebenso wie im Alter die Muskelkraft nachlässt, verringern sich auch die kognitiven Stärken. Kleinere Verwechslungen und Vergesslichkeit gehören dann dazu. Die müssen nicht Hinweise für eine Demenz sein, sondern sind einfach nur Zeichen der Zeit. Daher ist es wichtig, sein Gedächtnis zu trainieren.

Heute gibt es Apps, die uns beim Training unserer kognitiven Fähigkeiten helfen. Sie funktionieren mit Minispielen, die verschiedene Bereiche unseres Gehirns ansprechen. Die Idee, durch Minispiele einen Überblick über die Gedächtnisfähigkeit zu erlangen und selbiges zu trainieren, ist nicht neu. Im Jahr 2005 hat der Videospielhersteller Nintendo das Spiel 
„Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging. Wie fit ist Ihr Gehirn?“ auf den Markt gebracht. Es entwickelte sich zum Bestseller und auch die folgenden Titel der Reihe wurden zu kommerziellen Erfolgen. 17 Jahre später benötigen wir keine transportablen Videospielkonsolen mehr. Wir benutzen unsere Smartphones und Tablets. Das Angebot der entsprechenden Apps für das Gedächtnistraining ist groß. Wir haben mit Lumosity und NeuroNationzwei gängige Apps getestet, die in ihrer ursprünglichen Version kostenfrei sind.

Lumosity

Erinnerung, Kognition und Reaktion sind Fähigkeiten, die mit den Spielen von Lumosity gefördert werden. An jedem Wochentag stehen dem Benutzer drei Minispiele zur Verfügung, die die Tagesform seines Gedächtnisses festhalten. Die Spiele sind schnell erklärt, und bevor es losgeht, gibt es immer einen Probelauf, damit sich die spielende Person an das Bild und die Aufgaben gewöhnt. 15 Minuten reichen täglich aus, um die Aufgaben zu erledigen. Der Schwierigkeitsgrad der einzelnen Spiele wird desto größer, je weiter man kommt. Dieser wird im Spiel gesteigert, indem sich die Anzahl der zu merkenden Bilder erhöht (Gedächtnis) oder die Spielgeschwindigkeit zunimmt (Reaktion). Nach drei Spielen endet die Tagesaufgabe und die Punktezahl wird im Spiel gespeichert.

So weit die kostenfreie Version. Wer bereit ist, Geld auszugeben, bekommt die Premiumversion. Den User erwarten dann fünf anstelle von drei täglichen Spielen. Zudem hat er die Möglichkeit, seine Tagesspiele zu wiederholen. Im Gegensatz zur kostenfreien Version können sich Premiummitglieder auch weitere Spiele freispielen und einen detaillierten Bericht über ihren Trainingsfortschritt erstellen. Die Premiumversion gibt es entweder monatlich oder jährlich. Ein Monatsabo beläuft sich auf 11,95 €. Ein Jahresabo kostet 5,00 € pro Monat. Die Abos verlängern sich automatisch.

NeuroNation

Persönlicher wird es bei der App NeuroNation. Sie ist das Ergebnis einer Kooperation der Edith Cowan University im australischen Perth und der Freien Universität Berlin und wird von diesen auch stets weiterentwickelt. Zudem ist NeuroNation bereits mit dem Preis für Digitale Prävention ausgezeichnet worden.

Im Gegensatz zur anderen App ist eine Anmeldung bei NeuroNation zwingend notwendig. Diese erfolgt entweder über ein Facebook- oder Google-Konto oder über die E-Mail-Adresse. Sind die Formalitäten erledigt, wird anhand eines Tests die geistige Fitness des Users festgestellt. Das Ergebnis bildet die Basis für einen Trainingsplan, den der User bewältigen muss. Dabei kann er frei entscheiden, ob nur der Schwerpunkt, den die App angibt, trainiert werden soll oder ob alle kognitiven Fähigkeiten überprüft werden. Ziel ist also die gezielte Förderung der kognitiven Fähigkeiten und nicht allein die Feststellung und die Analyse.

Die persönlichere Note bei NeuroNation zeigt sich auch in der grafischen Gestaltung. Die Entwickler haben eine Umgebung geschaffen, durch die sich eine Figur, stellvertretend für den User, bewegt.

Auch in NeuroNation gibt es In-App-Käufe. So ist eine Vielzahl nur durch den Abschluss eines Abos spielbar. Die Preise liegen bei 11,99 € im Monat oder bei 46,99 € im Jahresabo.

Jeden Tag ein paar Minuten – so funktionieren beide Apps. Alles Weitere ist eine Frage der persönlichen Vorlieben. Welche Spiele gefallen mehr? Ist man bereit, Geld auszugeben, und wenn ja, wie viel? Da wir für den Test nur auf die kostenfreie Version zugreifen, um ein für alle möglichst authentisches Testergebnis zu bekommen, fällt unsere Wahl auf NeuroNation. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Da wäre zunächst einmal der eindeutige wissenschaftliche Hintergrund. Die App ist das Resultat einer Kooperation zweier führender internationaler Universitäten. Der Eindruck wird auch beim Eignungstest bestätigt. Dieser fehlt beim anderen Titel, in der kostenfeien Version, komplett. Auch die weitere Personalisierung mit Schwerpunkten und Tageszeiten für das Training sprechen für die Benutzerfreundlichkeit der App.

Ein weiterer Punkt sind die Spiele. Sie wirken ein wenig professioneller als beim anderen Titel, dessen Spielauswahl eher vom Zufall abzuhängen scheint. Zudem ist die optische Aufmachung bei NeuroNation ansprechender – aber das ist Geschmackssache. Es sind wahrscheinlich auch die Angebote in der ersten Version, die die Preise für die Abonnements erklären. Die Preise für ein Monatsabo sind bei beiden fast identisch. Beim Jahresabo ist NeuroNation über 15 Euro günstiger. Lumosity hat hier den Vorteil, dass sich das Abo automatisch verlängert. Bei NeuroNation ist die Verlängerung des Abos eine weitere Gedächtnisaufgabe.

Final lässt sich zu den Apps fürs Gedächtnistraining dasselbe sagen wie zu den anderen elektronischen und digitalen „Helferlein“ für die Gesundheit. Sie dienen zur Orientierung. Einen Besuch beim Arzt ersetzen sie auf keinen Fall. Wenn Sie also wissen wollen, ob Sie für Gedächtnisbeschwerden, wie Demenz, empfänglich sind, sollten Sie eher der Expertise Ihres Arztes und nicht den Minispielen trauen – auch wenn das weniger unterhaltsam ist.