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»Damit die Füße weiter tragen«

natürlich HAMM Winter 2022 – Seite 23

Rubrik: Aus Praxis & Region

Autor:
Lukas Rummeny

Womit beschäftigt sich die Podologie?

Sie gehören häufig nicht zu den favorisierten Themen, wenn über Gesundheit geredet wird und doch sind sie einzigartig an unserem Körper: die Füße. Ihr Wert für unseren Alltag, unser Wohlbefinden und nicht zuletzt, für unsere Gesundheit, ist nicht zu unterschätzen. Damit das möglichst lange so bleibt, gibt es die Podologie. Unter diesem Begriff findet sich die medizinische Fußpflege. Was genau macht sie aber aus und wann lohnt sich ein Besuch beim Podologen.

Afrika – zugegeben ist das nicht der erste Begriff, der einem beim Thema Füße einfällt. Auf dem Kontinent sind aber die ersten Spuren menschlicher Existenz gefunden worden, weswegen er heute noch als „Wiege der Menschheit gilt“. Dass Sie sich jetzt aber in Mitteleuropa befinden, haben Sie wahrscheinlich Ihren Füßen, vielmehr denen Ihrer Vorfahren zu verdanken. Füße und mit Ihnen das Gehen, haben eine elementare Rolle in der Evolution des Menschen inne. Wenn man so will, ist der Fortschritt des Menschen ohne unsere Füße kaum denkbar. Auch in unserer persönlichen Geschichte sind die Füße wichtig: Denken wir an die ersten Schritte oder den Weg zur Schule. Da ist es nur gerecht, den Füßen Aufmerksamkeit und Pflege zu schenken.

Kosmetisch oder medizinisch?

Wer die eigenen Füße in die professionelle Pflege geben möchte, der steht vor der Wahl: Kosmetisch oder medizinisch? Die kosmetische Fußpflege legt ihren Schwerpunkt auf die Ästhetik. Hornhautentfernung und Nagelpflege gehören zum Alltag von kosmetischen Fußpflegerinnen und -pflegern. In der medizinischen Fußpflege, der Podologie, liegt der Schwerpunkt auf der Fußgesundheit. Podologen können bei einer Untersuchung der Füße Hinweise auf Erkrankungen wie Diabetes oder Rheuma finden.

Die medizinische Fußpflege ist dann notwendig, wenn eine Behandlung unter die Haut geht. Das kann die Entfernung von Warzen am Fuß, Nagelpilz oder von Hühneraugen sein. Ebenso  behandeln Podologen sichtbare Beschwerden, die chronisch sind oder die Funktion des Fußes stark beeinträchtigen können. So sollten Menschen mit einer chronischen Hornhautverdickung direkt die medizinische Fußpflege aufsuchen. Wer an einer Fußfehlstellung oder generell an einer eingeschränkten Beweglichkeit leidet, für den kann die medizinische Fußpflege Teil der Therapie sein. Letzteren helfen die Podologen, unter Berücksichtigung des Beschwerdegrades, bei der einfachen Fußpflege.

Gefragte „Mittler“

Podologe ist ein medizinischer, nicht-ärztlicher Fachberuf. Bei der Untersuchung überprüfen sie die Muskeln, Knochen und Gelenke am Fuß. Auch die Funktionalität der Nerven, die im Fuß enden, werden von ihnen kontrolliert und bei mehrmaliger Untersuchung, auch genau beobachtet.

Podologen sind gefragte „Mittler“ zwischen verschiedenen Stellen. Patienten kommen auf Überweisung von Ärzten oder auch anderen medizinischen Berufsständen und Fachkräften zum Podologen. Sie sind gefragte Experten und können mit ihrem Wissen einen wichtigen Teil im Heilverfahren ausmachen. Physiotherapeuten und orthopädische Schuhmacher vertrauen auf die Meinung von Podologen, wenn es um die Einschätzung von Heilungsverläufen oder Besonderheiten im Aufbau des Fußes geht.

Einsatz in der Diabetologie

Besonders bei der Behandlung von Diabetespatienten, spielen die medizinischen Fußpflegerinnen und -pfleger eine wichtige Rolle. Ebenso wie die  diabetologische Untersuchung, sollten Menschen mit Zuckerkrankheit auch eine podologische Untersuchung regelmäßig durchführen lassen. Diese Untersuchung gibt wichtige Erkenntnisse zur Leitfähigkeit der Nerven und zum Zustand der Blutgefäße. Eine mögliche Auswirkung der Zuckerkrankheit ist es, dass am Fuß Geschwüre entstehen und Gewebe absterben kann.

Podologinnen und Podologen können bei einer Untersuchung der Füße bereits erste Anzeichen von Geschwüren oder totem Gewebe ausmachen. Die Befunde werden dann  an die Diabetologen weitergeleitet, worauf diese dann rechtzeitig mit einer Therapie beginnen können. Gleiches gilt, wenn in der medizinischen Fußpflege die Nerven untersucht werden. Anhand von Schallwellen können die Podologen die Leitfähigkeit der Nerven untersuchen und  frühzeitig auf die Entstehung einer entsprechenden Taubheit hinweisen. Dass die Untersuchung anhand von Schallwellen einen hohen Stellenwert hat, ist daran zu erkennen, dass viele Diabetologen diese Untersuchung auch in ihrer Praxis anbieten. Sie ziehen dann selbst die Schlüsse aus den Ergebnissen und können sofort mit notwendigen, fortlaufenden Therapien beginnen.

Wie bei vielen Untersuchungen, zeigt sich auch bei der diabetischen Fußuntersuchung, wie wichtig sie ist, wenn sie nicht gemacht wird. Werden Nervenschäden oder totes Gewebe zu spät erkannt, hilft häufig nur noch eine Amputation. In der Podologie gibt es aber Behandlungsformen, die bei entsprechenden Auffälligkeiten schlimmere Folgen bestenfalls verhindern können.

Zum Erhalt der Bewegung

Menschen, die an Rheuma leiden, müssen auch regelmäßig die Podologie aufsuchen. Für sie gehört die Fußdruckmessung zu den Kontrolluntersuchungen. Dadurch kann festgestellt werden, welche Bereiche besonders beim Stehen und Gehen stark belastet werden. Podologen können den Patienten zudem Übungen zeigen, die einerseits die stark belastenden Stellen fördern und andererseits die von Rheuma befallenen Punkte am Fuß wieder beweglicher machen. Darüber hinaus erhalten sie aus den Ergebnissen der Druckmessung Erkenntnisse, die sie an die orthopädische Schuhtechnik weitergeben. Findet die Fußdruckmessung gar nicht oder zu spät statt, kann die unterschiedliche Druckverteilung an der Fußsohle der Auslöser für Fehlstellungen vom Fußgelenk bis zur Wirbelsäule werden. Diese würden, zusätzlich zum Rheuma, noch weitere Beschwerden auslösen. Beim Podologen sind in diesem Fall  sowohl Therapeuten als auch Mittler. 

Zugegeben, es gibt schönere Gesundheitsthemen als Füße. Sie sind aber wichtige Informationsträger über unsere Gesundheit. Podologen und Podologinnen erkennen diese besonders bei einigen chronischen Erkrankungen, aber sie spielen auch beim Thema Früherkennung eine bedeutende Rolle. Es ist also sehr wichtig, auf seine Füße zu achten und Probleme dort ernst zu nehmen.

Die Füße sind aber nicht nur als Signalgeber wichtig. Wenn es Probleme mit den Füßen gibt, haben wir generell Probleme, uns fortzubewegen. Dann kann jeder Schritt zur Überwindung werden und dadurch die Lust an Unternehmungen nehmen. Achten Sie daher auf Ihre Füße und besuchen Sie vielleicht mal eine Podologin / einen Podologen. Denn das  kann helfen, damit die Füße immer weiter tragen.