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»Ein Körper voller Sinne«

natürlich HAMM Frühling 2022 – Seite 8

Rubrik: Titelthemen

Autorin: Meike Jänsch

Wie arbeiten unsere Sinnesorgane?

Wir hören Vogelgezwitscher im Wald, beobachten abends den Sonnenuntergang, spüren die Wärme an der Teetasse und lassen es uns abends im Restaurant richtig schmecken. Wir erfahren die Welt mit unseren Sinnen. Sie sind für unseren Körper das Tor zur Welt. Verantwortlich dafür sind die Sinnesorgane. Wir geben Ihnen einen kleinen Überblick, wie diese funktionieren.

Eigentlich sind die Sinnesorgane schnell erklärt. Sie nehmen die Außenwelt mit dem entsprechenden Sinn auf und wandeln ihn zu einem elektrischen Impuls um. Dieser wird dann über die Nerven bis zum Gehirn weitergeleitet. Das Gehirn nimmt den Impuls dann wahr. Musik, Essen oder ein Buch gelangen somit in unsere Wahrnehmung. Es steht außer Frage, dass ohne diese Organe unser Leben eindeutig einfältiger wäre.

Wie aber funktionieren die Sinnesorgane eigentlich? Wir haben versucht, Ihnen die Funktionsweise eines jeden Sinnesorgans in aller Kürze darzustellen.

Augen

  • Der visuelle Apparat
  • Nehmen Wellenlängen als Farben wahr: Infrarot > 380–78 nm < Ultraviolett
  • Jeder Gegenstand, auf den Licht fällt, wirft gewisse Farben wieder zurück, die das Auge wahrnimmt.
  • Funktion: Die Hornhaut bricht das Licht. Iris und Pupille regulieren den Lichteinfall. Die Augenlinse projiziert das Bild auf die Netzhaut, von wo aus es als Impuls zum Gehirn geht.

Ohren

  • Der auditive Apparat
  • Wandelt Schallwellen und Druckwellen um, die wir als Geräusche wahrnehmen
  • Das menschliche Ohr nimmt Schallwellen von 3,2 x 10-5 Pascal bis 63 Pascal (Schmerzgrenze) wahr.
  • Funktion: Schallwellen setzen das Trommelfell in Bewegung. Dadurch wird der Hammer ausgelöst, der den Amboss in Bewegung setzt. Danach wird der Reiz über den Steigbügel und den Bogengang in den Nerv gesendet.
  • Sonderfall Ohr: Das Ohr ist ein Sinnesorgan in zweifacher Hinsicht. Neben dem Hörsinn befindet sich auch der Gleichgewichtssinn im Ohr und hilft bei der Koordinierung unserer Muskeln, damit wir aufrecht bleiben.

Nase

  • Olfaktorische Wahrnehmung
  • Enthält 20–30 Mio. Riechzellen
  • Die Zellen sind mit speziellen Rezeptoren ausgestattet. 230 verschiedene Rezeptoren sorgen dafür, dass wir Tausende unterschiedliche Gerüche wahrnehmen.
  • Funktion: Mitralzellen sammeln die Reize der Riechzellen und bündeln sie im Riechkolben. Dort werden sie als elektrische Impulse über den Geruchsnerv an das Gehirn weitergeleitet.

Zunge

  • Gustatorische Wahrnehmung
  • Erkennt fünf Geschmacksrichtungen: süß, sauer, salzig, bitter und umami (fleischig, proteinreich, gibt dem Körper an, wenn Eiweiß aufgenommen wird)
  • Die verschiedenen Geschmacksrichtungen entstehen, weil Lebensmittel unterschiedliche ­chemische Strukturformeln haben.
  • Auf der Zunge befinden sich die Geschmackszellen, die Papillen. Die sind als kleine Erhebungen auf der Oberfläche zu erkennen.
  • Viele Geschmackszellen bilden eine Knospe.
  • An der Wand der Zelle, der Membran, befinden sich Kanäle und Rezeptoren, die die Geschmacksinformation aufnehmen und weiterverarbeiten.

Haut

  • Taktile Wahrnehmung
  • Mit einer Größe von bis zu 2 qm und einem Gewicht von bis zu 10 kg ist die Haut das größte menschliche Organ.
  • Der erste Kontakt kommt durch die Haare zustande bzw. durch die Haarfollikelrezeptoren.
  • An unbehaarten Stellen entsteht der Kontakt durch die Meissner-Körperchen, die die Merkel-Zellen anstoßen.
  • Es gibt verschiedene Rezeptoren: Manche übermitteln den Kontakt, den Reiz, durchgehend für die Dauer, die er existiert, andere übermitteln nur den Anfang, eine eventuelle Änderung und das Ende des Kontakts.

Sie merken, es sind kleine, aber komplexe Prozesse, die dafür sorgen, dass wir unsere Welt wahrnehmen. Viele kleine Schritte sind notwendig, damit wir sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen – und das 24 Stunden am Tag. Wir nehmen unentwegt Reize auf, die in einen Impuls umgewandelt und über die Nervenbahnen zum Gehirn weitergeleitet werden.

Wir sind daher gut beraten, unsere Sinnesorgane zu schützen. Am besten tun wir das, indem wir sie nicht zu lange extremen Situationen aussetzen. Der Blick in die Sonne oder auf zu helle Gegenstände über eine lange Zeit strengt unsere Augen ebenso an wie die Ohren zu laute Musik oder Geräusche. Unsere Haut reagiert sehr empfindlich auf extreme Kälte oder Hitze. Extreme Geschmäcker, wie Süße oder Schärfe, können die Empfindlichkeit von Zunge und Nase einschränken. Achten wir also darauf, dass unsere Sinnesorgane nicht taub werden und uns lange erhalten bleiben, denn trotz aller Bemühungen nehmen unsere Sinne mit zunehmendem Alter ab. Dieses Phänomen kennen Sie vielleicht von Werbeslogans, wenn es heißt: „Schmeckt wie in Ihrer Kindheit!“ Hier wird eine Sinneswahrnehmung mit Kindheitserinnerungen verbunden.

Tatsächlich haben viele Menschen das Gefühl, dass sie in jungen Jahren viel mehr anders wahrgenommen haben. Die Nervenzellen bilden sich im Laufe eines Lebens zurück, auch an unseren Sinnesorganen. Wenn Sie Ihre Sinnesorgane vor extremen Situationen, wie lauter Musik oder hellem Licht, schützen, verlangsamen Sie diesen Prozess nicht. Sie verhindern lediglich, dass die entsprechenden Probleme früher eintreten. Es gibt aber ein paar Übungen, die dafür sorgen, dass Sie länger sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen können.

Ihre Augen können Sie trainieren, indem Sie im Alltag nach bestimmten Mustern oder geometrischen Formen Ausschau halten. So können Sie etwa zählen, wie viele Rechtecke Ihnen bei einem Spaziergang, in einer Stunde oder an einem Tag begegnen. Diese Suchaufgabe schärft Ihre Augen. Für die Ohren ist es gut, wenn Sie Radio und Fernseher so leise stellen, dass Sie gerade noch etwas hören können. Ihr Hörorgan muss sich erst anstrengen, wird sich aber mit der Zeit daran gewöhnen. Die Nase kann mit Geschmacksmemory trainiert werden, indem Sie, mit geschlossenen Augen, zwei gleiche Gerüche aus einem Konvolut an Gerüchen suchen. Schmecken und Fühlen können beide trainiert werden, indem man sich bewusst Zeit nimmt. Essen Sie Ihre Mahlzeiten langsamer und versuchen Sie dadurch, das vermeintlich bekannte Gericht genauer zu schmecken. Ähnlich ist es beim Fühlen: Ertasten Sie Dinge ganz bewusst und versuchen Sie, jede fühlbare Komponente wahrzunehmen.

Sie sehen, es ist nicht viel, was Sie machen müssen, damit Sie Ihre Sinne schärfen und erhalten können. Wenn Sie Ihre Sinne manchmal bewusster einsetzen, sorgen Sie dafür, dass die wunderbaren Prozesse der Sinneswahrnehmung länger erhalten bleiben.