fbpx

»VON HIER AUS AN ALLE«

natürlich HAMM Herbst 2022 – Seite 4

Rubrik: Titelthemen

Autor:
LR

Das Gehirn ist die Schaltzentrale unseres Körpers

Wenn wir jetzt alle eine Rangliste aufstellen sollten über die menschlichen Organe, die wir für die wichtigsten halten, kommen bestimmt keine zwei identischen Listen heraus. Lediglich auf Platz eins wären wir uns alle einig: das Gehirn. Ohne den Start- und Endpunkt des menschlichen Nervensystems passiert im Körper nichts. Grund genug, sich das am höchsten liegende Organ mal genauer anzuschauen.

Eine Frage an alle ZDF-Zuschauer: Was haben Raumschiff Enterprise und Das Traumschiff gemeinsam? Beide haben eine Brücke, von der aus das Schiff gesteuert wird und Befehle an alle anderen Bereiche erteilt werden. Zudem kommen hier alle wichtigen Informationen an. Ebenso funktioniert auch das Gehirn für unseren Körper. Von hier aus bekommen alle Organe ihre Befehle. Hier endet die Reise der elektrischen Impulse der Nervenbahnen und werden zu Empfindungen. Zudem ist es das Zentrum unseres Denkens.

Werfen wir einen Blick auf unsere Kommandobrücke. Sie hat eine ovale Form und ist 1.300 bis 1.600 Gramm schwer. Bei einem solchen Gewicht besteht das Gehirn aus fast 90 Milliarden Nervenzellen. Es wird unterteilt in drei Bereiche: das Groß-, das Klein- und das Nachhirn. Das Großhirn besteht hauptsächlich aus der Großhirnrinde. Diese ist, nach dem Volumen gehend, der größte Teil unseres Gehirns. Hier befindet sich der Isocortex. Hier enden die Sinnes­bahnen und beginnt die Verarbeitung der Eindrücke. Ein weiterer Teil ist der Allocortex, einer der ältesten Teile des Gehirns. Er verarbeitet die Riecheindrücke und beherbergt auch unser Gedächtnis.

Alles unter Kontrolle

Über den Gehirnstamm ist das Großhirn auch mit dem Kleinhirn verbunden. Hier werden Bewegung und Gleichgewicht des Körpers kontrolliert. Jeder Muskel empfängt seine Signale vom Kleinhirn.

Dort, wo alle Befehle vergeben werden, müssen aber auch alle Signale ankommen. Das stimmt nicht ganz. Der größte Teil der Befehle und Signale wird bereits vor dem Gehirn, in den Reflexbögen, verarbeitet. Diese sitzen nicht im Gehirn, sondern im Rückenmark und sind für das unbewusste Handeln zuständig. Die Massen, die ansonsten in das Gehirn gelangen, würden es überfordern. Daher wird bei den Reflex­bögen häufig von dem autonomen Nerven­system, als Abgrenzung zum zentralen Nervensystem, gesprochen.

Es gibt wenige autonome Funktionen, die ihr „Befehlszentrum“ im Nachhirn haben. So werden Atmung, Herzrhythmus und die körper­liche Reaktion des Erbrechens von hier aus gesteuert. Das Nachhirn hat zudem die meisten Hirnnervenkerne. Sie bilden den Ursprung aller Hirnnerven für die motorische und sensorische Arbeit.

Sie sehen, bereits eine kurze Beschreibung der Reaktions- und Signalverläufe des Gehirns kann zur Verwirrung führen. Das Denken, mit allen Rückschlüssen, Entscheidungen, Vorstellungen etc., findet im Großhirn statt. Das Gehirn ist das entscheidende Organ für uns Menschen. Daher sollten wir auch sehr auf die richtige „Pflege“ achten.

Eine wahre Energieschleuder

Das Gehirn braucht Energie. Damit diese ständig gewährleistet ist, muss der Stoffwechsel dorthin und von dort wieder weg funktionieren. Das geschieht auf zwei Wegen: Der eine ist der zelebrale Stoffwechsel. Er sorgt für die Erneuerung von Zellstrukturen an den Gehirnnerven. Er wird durch Glukose und Sauerstoff angetrieben. Aber auch Ketonkörper, die es besonders in ballaststoffreicher Nahrung gibt, unterstützen die Gewebeerneuerung des zentralen Nerven­systems, dessen Mittelpunkt, o Wunder, das Gehirn ist. Glukose gewinnt der Körper aus sehr süßen Spiesen. Daher werden uns sehr zuckerhaltige Energy-Drinks gerne als Wachmacher verkauft. Hier macht aber die Dosis das Gift. Die Konzentrationsfähigkeit wird durch die Getränke zwar gesteigert, aber ebenso steigern sie den Blutzuckerspiegel in bedenkliche Höhen.

Viele Menschen sehen aber in Zucker und ­Ballaststoffen Mittel, die unsere Gesundheit gefährden. Sie meinen dann, durch Fasten oder Ketoazidose, die Reduzierung oder den Verzicht von Ballaststoffen, ihre Gesundheit zu fördern. Damit entziehen sie dem Gehirn Energie. Denn der Verzicht auf Mahlzeiten bedeutet auch den Verzicht von Kalorien und das Gehirn allein benötigt 20 bis 30 Prozent der gesamten Kalorien. Wer also eine Fastenkur oder eine Ketoazidose durchführen möchte, sollte dies nicht ohne medizinische Begleitung tun.

Wer Fisch isst, wird schlau

Wenn wir die gesunden Nährstoffe aufnehmen, sind die nicht umgehend im Gehirn. Dafür braucht es die zweite Stoffwechselform: den zentralen Blutfluss. Dieser versorgt als körpereigene Bahn auch das Gehirn. Auch hier sorgt der hohe Energieverbrauch für eine hohe Inanspruchnahme des Blutflusses. 15 bis 20 Prozent des Herzzeitvolumens nimmt das Gehirn eines Erwachsenen in Anspruch. Unglaubliche 700 ml Blut fließen jede Minute durch den Kopf. Daher sind gesunde Venen und Arterien ebenfalls für die Gehirnfunktionen wichtig. Wenn wir etwa auf das Fett, das wir essen, achten, können wir Cholesterin vorbeugen. Ein Wechsel, etwa von tierischen zu pflanzlichen Fetten, abgesehen von Sonnenblumenöl, kann dabei sehr wirken. Aber auch Fisch und Meeresfrüchte sind mit ihrem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren gut für unser Gehirn.

Falsche Ernährung führt auch zu Erkrankungen, die den Stoffwechsel beeinträchtigen. So ist dieser bei Menschen mit Fettleibigkeit lang­samer als bei anderen. Dadurch werden alle körperlichen Funktionen beeinträchtigt. Das Gehirn als eines der verbrauchsstärksten Organe besonders.

Den richtigen Sport machen

Wer also Sport treibt und sich richtig ernährt, macht viel für das Gehirn. Es muss dabei aber nicht der Marathonlauf sein. Schon ein schneller Spaziergang erhöht die Sauerstoffaufnahme des Körpers und fördert den Stoffwechsel. Es gibt allerdings Sportarten, die das zentrale Nervensystem und das Gehirn schädigen. Die offensichtlichsten Beispiele sind Kampfsportarten, sofern es im Training zu Kämpfen kommt, bei denen es auch Attacken gegen den Kopf gibt. Das berühmteste Beispiel ist der ehemalige Boxweltmeister Muhammad Ali, der nach seiner Karriere immer mehr von Parkinson gezeichnet war.

Auch im Fußball ist man sich der Gefahr der Sportart für die Gesundheit des Gehirns bewusst. Ein Kopfballverbot ist vor einigen Monaten thematisiert worden. Der englische Fußballverband FA ist deswegen bereits dazu übergegangen, das Kopfballtraining in Kinder- und Jugendmannschaften, deren Spieler unter 12 Jahre alt sind, zu verbieten. Der DFB möchte im Nachwuchsbereich „achtsamer mit den Auswirkungen des Kopfballspiels umgehen“, wie der vom Verband beauftragte Sportmediziner und Neurologe Prof. Dr. Dr. Claus Reinsberger auf der Internetseite des DFB zitiert wird. Ein Verbot nach englischem Beispiel gibt es derzeit noch nicht.

Jede Bewegung, jede Reaktion, jeder Gedanke, jede Empfindung geht vom Gehirn aus. Was dabei genau in unserem Kopf passiert, ist zugleich komplex als auch faszinierend. Von hier aus gehen alle Befehle an alle Bereiche des Körpers raus und hier kommen alle Benachrichtigungen an. Das Gehirn ist, um auf das ZDF zurückzukommen, die Kommandobrücke unseres Körpers.