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»SÜSSES GOLD IM SCHLEUDERGANG«

natürlich HAMM Herbst 2022 – Seite 26

Rubrik: Aus Praxis und Region

Autor:
Meike Jänsch

Wie der Honig aus den Waben kommt

Der Honig ist das Gold der Bienen. Viele Stunden Arbeit haben die fleißigen Insekten in den süßen Nektar gesteckt. Deswegen teilen sie ihn verständlicherweise nur sehr ungerne. Wie es die wertvolle und nahrhafte Flüssigkeit aber trotzdem aus den Waben und in die Gläser schafft, hat uns Imker Michael Zwilling beschrieben.

Ein Bienenvolk stellt den Honig eigentlich zum eigenen Verzehr her. Ihn mit anderen zu teilen, fällt den fleißigen Insekten nicht ein, weswegen sie die vollen Waben sorgsam verschließen. Sind die Waben voll, steht für den Imker die Zeit der Ernte an.

Bevor der Honig aber aus den Waben gefördert wird, müssen zuerst die Deckel geöffnet ­werden. Dazu müssen die Bienen weichen. Dabei hilft der tierische Instinkt. „Jede Biene hat einmal am Tag den Drang zur Königin. Das nutzen wir aus“, sagt Imker Michael Zwilling. Es wird eine Bienenflucht eingerichtet. Diese sorgt dafür, dass die Bienen von den Waben weg-, aber nicht mehr zurückkönnen. Eine Ersatzwabe sorgt dafür, dass sie dieses Schicksal schnell akzeptieren und ausreichend zu essen haben.

Nach einem Tag ist die Wabe bienenfrei und kann entdeckelt werden. Nach dem Öffnen wird der Reifegrad des Honigs kontrolliert. Dafür benutzt der Imker ein Refraktometer. „Entscheidend ist der Feuchtigkeitsgehalt. Wenn der stimmt, können wir schleudern.“

Die Schleuder selbst ist eine große Trommel, in der die Rahmen in einen Wabenbock eingespannt und zum Rotieren gebracht werden. Die Gesetze der Physik sorgen dafür, dass der Honig an die Innenwand der Trommel fliegt und sich am Boden sammelt. „Viele unterschätzen die Hygienevorschriften“, warnt Michael Zwilling, der deshalb beim Schleudern Kittel und Haarschutz trägt. „Das Gesundheitsamt achtet sehr streng auf die Einhaltung der Lebensmittelverordnung.“

Der Imker füllt den frischen Honig ab und lässt ihn ein bis zwei Tage zum Abschäumen stehen. Dabei muss der Honig in der Zeit immer mal wieder gerührt werden. So bleibt er cremig. Bevor er abgefüllt wird, wird der Honig nochmals auf 38 Grad erhitzt.

Das Schleudern ist das Highlight für jeden Imker. Je nach Anzahl und Fleiß der Bienen­völker steht es mindestens zweimal im Jahr an. Das Schleudern ist der erste Zeitpunkt, zu dem der Imker den Lohn seiner Arbeit und Geduld sieht. „Zu sehen, wenn der Honig aus der Schleuder läuft, ist immer wieder ein großartiger Moment. Sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Imker“, freut sich Michael Zwilling.