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»In den eigenen vier Wänden gesund bleiben«

natürlich HAMM Winter 2021 – Seite 15

Rubrik: Aus Praxis & Region

Autor: Lukas Rummeny

Von der Grundstückswahl bis zur Einrichtung beeinflusst das Zuhause unsere Gesundheit

Denken wir an Gesundheit, denken wir an unseren Körper. Ausreichend Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und die perfekte Balance zwischen Pflichten, Freizeit und Ruhe sorgen dafür, dass Körper und Geist bis ins hohe Alter fit bleiben. Allerdings hat auch unser Wohnumfeld einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit.

Gesundes Wohnen beginnt schon beim Bauen und Renovieren. Seit einigen Jahren wird im Baugewerbe vermehrt auf nicht gesundheitsschädliche Materialien geachtet, die möglichst klimaneutral sind. Gerade im Bereich der ­Wärmedämmung hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan, damit die Bewohner gesund bleiben.

Das berühmteste Negativbeispiel ist das Dämmmittel Asbest. Unter diesem Begriff ­firmieren viele unterschiedliche faserförmige Silikat-Kristalle, die im 19. und 20. Jahrhundert nicht nur wegen ihrer hervorragenden dämmenden Funktion, sondern auch wegen ihrer Langlebigkeit in der Bauwirtschaft verwendet worden sind. Mag das Material auch langlebig sein, kann seine Wirkung auf den menschlichen Körper lebensverkürzend sein. Wer lange in Räumen lebt, die mit Asbest gedämmt sind, nimmt über die Atemwege viele Schadstoffe auf. Ein langjähriger Aufenthalt in Räumen, die Asbest als Dämmmittel haben, kann auch zu Lungenkrebs führen. Seit 1990 ist die Verarbeitung von Asbest in der Europäischen Union verboten. Nur noch bei Kernsanierungen und Renovierungsarbeiten kommt Asbest zum Vorschein und wird durch neue Dämmstoffe ersetzt.

Gesundheit und Klimaneutralität

Im Zuge der Klimapolitik gab es viele Anreize für die Eigentümer älterer Gebäude, eine Kernsanierung durchzuführen. Ziel dabei ist es, den Kohlenstoffdioxidausstoß so gering wie möglich zu halten. Neben einer neuen Heizungs­anlage gehören auch dichte Fenster und gedämmte Wände dazu. Sie sorgen dafür, dass weniger Wärme und Energie aus dem Haus in die Atmosphäre gelangen.

So weit die Realität. Fügen wir ein paar Fakten hinzu: Der Mensch verbringt heute zwei Drittel seines Tages in Innenräumen. In manchen Fällen sogar bis zu 90 Prozent. Die Menge an Atemluft, die ein Erwachsener am Tag benötigt, beläuft sich auf etwa 16.000 Liter. Daher ist es gut, dass der Mensch von Natur aus erkennt, wenn die Luft „verbraucht“ ist. Manchmal geschieht das aber nicht und dann kann es problematisch werden. Findet dann eine Luftzirkulation zwischen außen und innen nicht statt, weil die Dämmung das nicht zulässt, beeinflusst das die Gesundheit. Das ist die Kehrseite der perfekten Wärmedämmung.

Die fehlende Zirkulation schlägt sich negativ auf das gesamte Raumklima nieder. Das bedeutet nicht nur die Anhäufung von Kohlenstoff­dioxid, sondern gibt auch der Feuchtigkeitsbildung und somit dem Schimmel mehr Platz. Auf der anderen Seite ist es auch gesundheitsgefährdend, wenn wir in einem zugigen Raum sitzen, gerade wenn mehrere Stunden dort verbracht werden sollen. Es ist ein schmaler Grat zwischen Gesundheit und Klimafreundlichkeit, der gegangen werden muss.

Der Anspruch hängt von der Raumnutzung ab

Die verschiedenen Zimmer in Wohnungen und Häusern sind ganz auf unsere Bedürfnisse angepasst. Die Küche ist der Raum zum Kochen, das Wohnzimmer lädt zum Entspannen ein und das Schlafzimmer ist selbsterklärend. Je nach familiärer Situation oder der Freizeitnutzung gibt es noch Kinderzimmer oder Hobbyräume. Im Zuge der Corona-Pandemie haben sich viele Menschen auch ein eigenes Büro für die Arbeit zu Hause eingerichtet. Die Nutzungsansprüche, die wir an ein Zimmer haben, verlangen auch nach einer individuellen, gesunden Einrichtung.

Als Beispiel sei hier das Wohnzimmer genannt. Es ist der Raum, den wir zur Entspannung nutzen. Entsprechend darf uns auch kein Detail in Stress versetzen. Viele von uns hören gerne Musik oder schauen Fernsehen, wenn sie sich vom Tag erholen möchten. Daher lassen sich in vielen Wohnzimmern Multimedia-Systeme ­finden, die mit ihrem Blinken und grellen Licht aber nicht zur Entspannung beitragen. Sie leuchten auch, wenn die Geräte im Stand-by-Modus sind. Abhilfe schafft dabei ein Multimedia-Möbel, hinter dem alle elektro­nischen Unterhaltungsgeräte verschwinden können.

Einen weiteren wichtigen Entspannungsfaktor bilden Licht und Farben. Dazu hat uns Farbexperte Prof. Dr. Axel Buether in der letzten Ausgabe ein Interview gegeben. Im Wohnzimmer sollen, so Buether, dunkle Naturfarben, wie Holz-, Sand- oder Lehmtöne, vorherrschen. Intensive Farben, wie Sonnengelb, dürfen höchstens als Akzente wirken. Ebenso soll auch das Licht nicht zu grell sein. Warme Lichtquellen sorgen für Entspannung und Ruhe.

Die Farbgestaltung im Schlafzimmer ist der im Wohnzimmer ähnlich. Im Fokus soll dabei nicht nur die Entspannung, sondern auch die richtige Abdunklung liegen. Farben, die Licht nur schwach reflektieren, wie etwa Blautöne, sind für die Schlafzimmerwände die erste Wahl. Schwarz ist eher ungeeignet, da es dann zu dunkel werden kann. Natürlich spielt auch die richtige Liegestätte dabei eine Rolle. Neben den ergonomischen Fähigkeiten des Bettes sind auch die darin verarbeiteten Materialien zu beachten. Sie können auch Dämpfe absorbieren und somit unsere Gesundheit langfristig beeinflussen. Daher empfehlen sich Betten aus Massivholz, da sie zumeist mit wenigen Lösungsmitteln hergestellt worden sind. Zudem gibt es Lattenroste, die ergonomisch an Ihr Schlafverhalten angepasst werden können. 

In Zeiten von Homeoffice und „flexiblen Arbeitsplätzen“ rückt auch das heimische Büro in den Mittelpunkt. Wer, wie zu Schulzeiten, seine Büroarbeit am Küchentisch erledigt, schadet seinem Körper. Ergonomische Schreibtische und Bürostühle schaffen Abhilfe. Zudem können Sie Ihre Augen entlasten, wenn Sie am PC-Bildschirm den Blaufilter einschalten. 

Da wir aber im Schlafzimmer nicht nur schlafen, sondern uns auch ankleiden, müssen wir auch die Kleiderschränke beachten. Häufig bücken oder strecken wir uns, um an das entsprechende Kleidungsstück zu gelangen. Ein Tischler kann Ihnen einen ergonomischen Kleiderschrank herstellen, der an Ihre körperlichen Gegebenheiten angepasst ist und Ihre Gesundheit langfristig schont.

Wie im Wohnzimmer gilt auch im Schlafzimmer: keine Macht dem Elektrosmog. Häufig sind es Radiowecker, deren grell leuchtende Zeitanzeigen unseren Schlaf stören. Viele neue Digitalwecker haben deswegen eine Schonfunktion. Sie zeigen die Zeit im Dunkeln nur an, wenn auf einen Knopf gedrückt wird. Somit können Sie beim Wecker Abhilfe schaffen.

Ebenso sind viele Schlafzimmer mit einem Fernseher bestückt. Viele halten es für sehr bequem, im Bett fernzusehen. Dabei sind es die Strahlen des Geräts, die uns wach halten und um den Schlaf bringen. Entsprechend hat ein Fernseher im Schlafzimmer nichts verloren. Oder kurz gesagt: TV ist tabu!

Es sind die großen und die kleinen Sachen, die ein Haus gesundheitsfreundlich machen. Von der Grundstückswahl bis zur Einrichtung kann ein Zuhause unsere Gesundheit fördern oder auch schädigen. Gerade gesundheitliche Beeinträchtigungen, die erst nach Jahrzehnten auftreten, können mit ein paar Änderungen präventiv verhindert werden.

Kurz und Knapp: Gesund wohnen

Dämmung

  • Asbeststoffe ersetzen: Asbest setzt Partikel frei, die auf Dauer unsere Gesundheit gefährden können. Es besteht die Gefahr von Lungenkrebs.
  • Wenn Sie neu dämmen, achten Sie darauf, dass immer eine kleine Luftzirkulation nach ­draußen möglich ist. Sind die Räume komplett gedämmt, kann sich leichter schlechte Luft ansammeln.

Farbgestaltung

  • Lehm- und Erdtöne an den Wänden machen das Wohnzimmer zu einem Ort der Entspannung. Knallige Farben dienen lediglich der Akzentuierung.
  • Entspannende Farbtöne mit geringer Lichtreflexion an den Wänden wirken sich positiv auf das Wohlbefinden aus. Dunkelblau ist ideal – Schwarz ist zu dunkel.
  • Grün-, Orange- und Gelbtöne sorgen nur als Pastellfarben für die richtige Atmosphäre.

Fernseher, Stereoanlagen usw.

  • Grell leuchtende und blinkende Elektrogeräte können unsere Entspannung stören.
  • Größere Geräte, wie Fernseher und Musikanlagen, lassen sich gut hinter einem Möbelstück verstecken.
  • Benutzen Sie keine Funkwecker mit dauerhaft leuchtender Digitalanzeige.
  • Das Schlafzimmer ist eine TV-freie Zone.

Möbel

  • Setzen Sie auf Massivmöbel. Die sind mit weniger Lösungsmitteln produziert worden, die sich in der Atemluft absetzen können.
  • Möbel, bei denen Sie sich häufig strecken oder bücken müssen, können ergonomisch an Ihren Körper angepasst werden. So verringert sich die Gefahr, durch die tägliche Nutzung dieser Möbel, z. B. des Kleiderschranks, langfristig orthopädische Schäden zu erlangen. Ein Tischler kann Ihnen dabei helfen.
  • Der richtige Rost: Nicht nur die Matratze, sondern auch der richtige Lattenrost unterstützt Ihre Gesundheit und Ihren Schlaf. Zu empfehlen sind Roste, deren Schwerpunkte Sie selbst einstellen können.